Forschungszentrum zu Klimawandel und Landnutzung geht in afrikanische Verantwortung über / Wanka: “Afrika baut eine eigene Klimakompetenz auf”
Bundesforschungsministerin Wanka hat heute in Berlin zusammen mit 13 Kolleginnen und Kollegen aus Westafrika die Weichen für die Zukunft des gemeinsamen Forschungszentrums WASCAL (West African Science Service Center on Climate Change and Adapted Land Use) gestellt. Das Forschungszentrum WASCAL ist ein zentrales Vorhaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seiner Afrika-Strategie, um vor Ort langfristig wissenschaftliche Kapazitäten zum Klimawandel und zum Umgang mit den Auswirkungen auf die Landnutzung in Afrika aufzubauen. Das Zentrum wurde 2012 ins Leben gerufen, für den Aufbau stellte das BMBF 50 Millionen Euro bereit. In Westafrika beteiligen sich derzeit zehn Länder: Benin, Burkina Faso, Gambia Ghana, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Nigeria, Senegal und Togo.
Die westafrikanischen Länder sagten zu, das Forschungszentrum zukünftig in eigener Regie weiter zu betreiben und zu finanzieren. Dazu werden die Länder eigene Beiträge erbringen und das Zentrum in die Strukturen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS integrieren. Dies beschloss heute der Ministerrat als das höchste Entscheidungsgremium in WASCAL, der auf Einladung von Forschungsministerin Wanka in Berlin tagte. Auf der Konferenz wurde zudem beschlossen, den Teilnehmerkreis um die Länder Guinea-Bissau, Guinea, Kap Verde, Sierra Leone und Liberia zu erweitern.
“Heute wird Wirklichkeit, was politisch schon so häufig – und zuletzt in der Erklärung des G7-Gipfels von Elmau – zum Ausdruck gebracht wurde: Afrika baut eigene Kompetenzen auf, um dem Klimawandel zu begegnen. Mit diesem Forschungszentrum, an dem sich viele Länder beteiligen, haben wir gemeinsam große Schritte getan, um dauerhaft die Wissensgrundlagen zum Klimawandel in Westafrika zu schaffen” sagte Wanka nach der Sitzung des Ministerrates.
Der systematische Aufbau einer eigenen Klimaforschungskompetenz ist wichtig, auch um in den internationalen Klimadebatten verstärkt einen afrikanischen wissenschaftlichen Standpunkt einzubringen. Der Klimawandel stellt die gesamte Region vor große Herausforderungen und verschärft bestehende Probleme der Wasserverfügbarkeit, Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung.
Landwirtschaft ist die Existenzgrundlage großer Teile der westafrikanischen Bevölkerung. Ein Beispiel ist die landwirtschaftliche Nutzung der Savannen. Dort sind Böden und Klima bislang so gut, dass Hirse, Mais, und andere wichtige Nutzpflanzen gut gedeihen. Doch für diese Gebiete sagen die Klimaprognosen größere Schwankungen der Niederschläge voraus.
Solche Vorhersagen verdeutlichen den Bedarf nach konsistenten und qualitativ hochwertigen Daten, beispielsweise zum Wasserkreislauf, zu Landnutzungsänderung, zur Biodiversität oder Vegetation. Durch WASCAL wird beispielsweise ein hochmodernes satellitengestütztes Überwachungssystem entwickelt, dass Niederschlagsmengen und die veränderte Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen erfasst. Damit können kleinräumige, konkrete Anpassungsmaßnahmen erarbeitet werden.
Mittlerweile entstanden im Rahmen von WASCAL bereits 10 Graduiertenprogramme (6 Doktoranden- und 4 Masterprogramme). Diese werden von fachlich ausgewiesenen Universitäten in Westafrika in Zusammenarbeit mit deutschen Partneruniversitäten durchgeführt. Inzwischen befinden sich mehr als 160 Nachwuchswissenschaftler in der Ausbildung, von denen bis dato bereits 60 erfolgreich die WASCAL-Graduiertenprogramme absolviert haben. Die Promotions- und Masterprogramme widmen sich vor allem den Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, die Biodiversität und Wasserressourcen, oder die Energieversorgung und die Wirtschaft.
WASCAL ist ein Beispiel für das Engagement des BMBF in der Bildungs- und Forschungskooperation mit Ländern Afrikas. Die Afrika-Strategie 2014-2018 des BMBF bündelt diese Maßnahmen. Sie wurde im gemeinsamen Austausch mit deutschen und afrikanischen Wissenschaftlern und Wissenschaftsorganisationen erarbeitet und im Juni 2014 im Beisein des Forschungskommissars der Afrikanischen Union verkündet.